Seit 2009 hilft die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie reparaturbedürftigen Objekten mit einem beachtlichen Orgelrestaurierungsprogramm.
Thüringen zeichnet sich als eine der bedeutendsten Orgellandschaften aus. Die Kirchen des Landes beherbergen einen außergewöhnlich reichen Bestand an historischen Orgeln, deren Wert sich über seine Vielfalt definiert, die sowohl verschiedene Epochen der Orgelbaukunst wie auch verschiedene Orgelbauschulen repräsentiert. Daneben erzählen die Sachzeugnisse, seien sie in ihrer ursprünglichen oder veränderten Form erhalten geblieben, einerseits aus der Heimatgeschichte der Regionen, andererseits auch aus der Geschichte des Orgelbaus überhaupt und von den wesentlichen Impulsen, die von Thüringen aus auf die Entwicklung der Gattung ausstrahlten.
Die Denkmalfachbehörde verfolgt das Anliegen, die Bedeutung der thüringischen Orgellandschaft für unser kulturelles Erbe zu vermitteln und durch gezielte, moderne denkmalmethodische und -fachliche Konzeptionen nutzbar zu erhalten.
Die seit Jahren praktizierte Kontinuität der fachlichen Beratung und finanziellen Unterstützung orgeldenkmalpflegerischer Vorhaben hat wesentlich dazu beigetragen, den Bestand weitgehend zu sichern, aber auch Orgeln als Instrumente der Kunst und Liturgie zu erhalten oder wiederzubeleben. Darüber hinaus tragen diese Maßnahmen auch zur Stärkung der glücklicherweise in unserer Region noch vorhandenen spezialisierten Orgelbaufirmen bei.
Seit 2009 hilft die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie reparaturbedürftigen Objekten mit einem beachtlichen Orgelrestaurierungsprogramm. In den vergangenen 13 Jahren konnten bereits 106 Orgelprojekte in gemeinsamer Förderung durch die Stiftung und das TLDA unterstützt werden. In diesem Jahr kommen neun weitere Orgeln hinzu. Der Erhalt des wertvollen Kulturguts und seine mentale Vermittlung setzen wichtige Impulse für das kulturelle Leben in den kleinen Gemeinden jenseits der großen Zentren, wo die Auswirkungen des demographischen Wandels am stärksten zu spüren sind. Oft bemüht sich eine kleine Schar zu erhalten, was zuvor auf breiten Schultern gewachsen war. Das Förderprogramm würdigt das bürgerschaftliche Engagement. Nicht selten versammeln sich Menschen in Fördervereinen, um Kirchengemeinden zu unterstützen, oder auch um wesentliche Beiträge zur Erforschung der Geschichte und ihrer Verbreitung zu leisten.
Zu den Orgeln, die im gemeinsamen Förderprogramm in diesem Jahr berücksichtigt werden konnten, gehören die Kirchen Oechsen (WAK), Ketten (WAK), Melkers (SM), Neubrunn (SM), Frauenwald (IK), Landsendorf (SLF), Muntscha (GRZ), Großhelmsdorf (SHK) und Zöllnitz (SHK). Diese Kirchengemeinden erhalten 2022 eine Gesamtförderung in Höhe von 105.000 €, die mit 50.000 € von der Sparkassen-Kulturstiftung HessenThüringen und mit 55.000 € vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie getragen wird.
Für das Jahr 2022 lagen der Denkmalfachbehörde 36 Förderanträge zum Erhalt der wertvollen Instrumente mit einem Antragsvolumen von 428.000 € vor. Davon können 19 Projekte mit 129.750 € (Landesmittel) berücksichtigt werden. Hinzu kommen weitere 57.500 €, die in diesem Jahr als Ko-Finanzierungsmittel im Rahmen des DenkmalschutzSonderprogramms des Bundes zur Restaurierung für eine thüringische Orgel bereitgestellt werden.
Übersicht der Objekte im gemeinsamen Förderprogramm 2022
Oechsen (WAK), Ev. Laurentiuskirche, Nordheim-Orgel
Die Orgel wird nach unbeglaubigter Überlieferung den Werken des Matthäus Nordheim aus Gehaus zugerechnet und 1803 datiert. 24 klingende Register stehen auf Schleifladen für zwei Manuale und Pedal. Im Prospekt stehen Ersatzpfeifen aus Zink.
Verschmutzungen, der Verschleiß technischer Funktionsteile, Schäden am Pfeifenwerk und Störungen der Tontraktur beeinträchtigten die Spielbarkeit des Instrumentes erheblich. Begonnen wurden die grundlegenden Wiederherstellungsmaßnahmen an dem Musikinstrument bereits 2019 in einem ersten Abschnitt. Die Fortführung der Restaurierung wird in diesem Jahr seitens des TLDA und der Sparkassen-Kulturstiftung HessenThüringen mit jeweils 5.000 € unterstützt.
Ketten (WAK), Kath. Kirche St. Georg, Knauf-Orgel
Die Orgel zählt zu den Werken des Friedrich Knauf und wird 1866 datiert. In den 1970er Jahren erfuhr das Instrument eine tiefgreifende Umgestaltung mit Dispositionsveränderung. Weitere ablesbare Veränderungen zeugen von einem bewegten Werdegang. Die Orgel soll in ihrem „gewachsenen“ Zustand nachhaltig restauriert bzw. überarbeitet werden, so dass sie ihre Aufgabe in den nächsten Jahrzehnten zuverlässig erfüllen kann. Die geplante grundhafte Reinigung und Instandsetzung des Orgelbestandes zum Erhalt und der Wiederherstellung des Musikinstrumentes wird vom TLDA mit 3.500 € gefördert und von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 3.500 € unterstützt.
Melkers (SM), ev. Kirche, Möller-Orgel
Die Orgel gilt als ein Werk des Heinrich Wilhelm Möller und wird 1750 datiert. Sie befindet sich auf der Ostempore der Kirche, hinter dem Altar. Das Manualwerk verfügt über Schleifladen mit insgesamt acht klingenden Registern, das Pedalwerk über eine Kegellade mit einem weiteren Register. Eingreifende Veränderungen erfolgten 1938 im Rahmen eines Umbaus. Darüber hinaus sind an der Zusammensetzung des Pfeifenwerkes weitere zwischenzeitliche Eingriffe ablesbar. Es sollen für den Erhalt und die Sicherstellung der Bespielbarkeit an der Orgel nur die notwendigen Maßnahmen zur Ertüchtigung des vorhandenen Bestands erfolgen. Das TLDA unterstützt die Arbeiten mit einer Förderung in Höhe von 5.000 €. Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen stellt weitere 5.000 € zur Verfügung.
Neubrunn (SM), ev. Kirche, Schmidt-Orgel
Die auf der Ostempore befindliche Orgel ist einer unbekannten Quelle nach den Werken des Heinrich Schmidt aus Römhild zuzurechnen und 1824 datiert. Das Haupt- und das Pedalwerk sind dabei zusammen mit dem Prospektgehäuse als Einheit aufzufassen. Das Oberwerk ist 1850 nachgerüstet worden. Es stammt einer ebenfalls nicht nachgewiesenen Quelle von Johann Hofmann aus Eckarts und steht dem ursprünglichen Orgelbau in qualitativer Hinsicht nach. Der Einbau hat sich auf die eigentliche Struktur der Orgel und die Erreichbarkeit der Elemente nachteilig ausgewirkt, wenn auch damit die musikalischen Möglichkeiten erweitert wurden. Die gegenwärtig bestehende Anlage umfasst somit Schleifladen für zwei Manuale und Pedal, die für 19 klingende Register vorgesehen sind. Das Instrument ist durch erhebliche klangliche und technische Mängel, Beschädigungen und Verschmutzungen nur sehr eingeschränkt spielbar. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands ist für ein nachhaltiges Ergebnis neben der Reinigung der Anlage auch der Umbau des Oberwerks zu einem Brustwerk vorgesehen. Die Konzeption zielt somit darauf ab, dem ursprünglichen Bestand und seiner Struktur Geltung zu verleihen, bei gleichzeitiger Erhaltung der später erweiterten Substanz. Der Beginn der Restaurierungsmaßnahmen wird vom TLDA mit 4.500 € und von der SparkassenKulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 4.500 € unterstützt.
Frauenwald (IK), ev. Kirche St. Nicolai, Kühn-Orgel
Die 1888 datierte Orgel befindet sich auf der Ostempore der Kirche, gegenüber dem Altar im Westen. Sie gilt als ein Werk des Schmiedefelder Meisters Theodor Kühn. Seine Werke in Schleusingen und Steinbach-Hallenberg sind in der überregionalen Fachwelt vorgestellt und gelobt worden. 15 klingende Register für zwei Manuale und Pedal stehen auf Schleifladen. Der Bestand ist von mindestens zwei Veränderungsphasen (1939 und 1959) gezeichnet. Es werden Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten ausgeführt, die dem Substanzerhalt der gegenwärtigen Struktur dienen. Zusätzlich werden bestimmte Register zurückgeführt, die im Rahmen der nachträglichen Umbauarbeiten 1959 eingefügt wurden. Die Restaurierungsarbeiten, die 2020 begonnen und in diesem Jahr abgeschlossen werden sollen, werden vom TLDA mit 5.000 € bezuschusst und von der SparkassenKulturstiftung Hessen-Thüringen ebenfalls mit 5.000 € unterstützt.
Landsendorf (SLF), ev. Kirche, Orgel
Die Orgel befindet sich auf der ersten Westempore. Ein Gehäuseprospekt historistischen Stils, in dem klingende Pfeifen aus Zink stehen, umschließt ein Instrument mit neun klingenden Registern auf Schleifladen für ein Manual und Pedal. Der Erbauer der Orgel, ihre Bauzeit und Werdegang sind bisher nicht belegt. Das Instrument ist verschmutzt und verschlissen. Es sind Maßnahmen geplant, die der Erhaltung und Ertüchtigung des gegenwärtigen Bestandes dienen. Die Kirchengemeinde erhält vom TLDA für die Restaurierungsarbeiten einen Zuschuss von 9.000 € und von der SparkassenKulturstiftung Hessen-Thüringen 8.000 €.
Muntscha (GRZ), ev. Kirche, Rebhuhn-Orgel
Das Instrument befindet sich auf der Westempore der Kirche. Es umfasst elf klingende Register auf Schleifladen für ein Manual und Pedal. Es wird angenommen, dass die Orgel nach dem Brand von 1806 aufgestellt worden ist. Ihre Herkunft ist bislang unbeglaubigt. Der gegenwärtige Kenntnisstand beruft sich auf die nicht im Einzelnen nachgewiesenen lexikalischen Daten, nach denen die Orgel ein Werk des Johann Christian Rebhuhn ist und 1809 entstanden sei.
Aufgrund umfangreicher Verschmutzungen, Verschleiß und schweren Beschädigungen, zahlreichen Fehlstellen im Pfeifenwerk sowie Holzschädlingsbefall war das Instrument nicht mehr spielbar. Es wurden grundlegende und umfassende Maßnahmen beauftragt um den gegenwärtigen Bestand zu ertüchtigen. Nach zeitlicher Unterbrechung soll das Projekt in diesem Jahr abgeschlossen werden. Der letzte Abschnitt wird mit einer finanziellen Beteiligung in Höhe von 5.500 € durch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen unterstützt. Das TLDA fördert die Maßnahme ebenfalls mit 5.500 €.
Großhelmsdorf (SHK), ev. Kirche St. Trinitatis, Dinger-Orgel
Die Kirche beherbergt auf der Westempore eine Orgel mit acht klingenden Registern auf Schleifladen für ein Manual und Pedal. Ein hölzernes Schriftband unter dem Kranzgesims des Mittelturms gibt den Stifter und das Baujahr preis: „Verehrt Johann Hanff 1785“. Die Orgel ist lexikalisch einerseits unter den Werken des Adam Molau verzeichnet und 1785 datiert, andererseits aber auch als Neubau des Johann Friedrich Scholl um 1790, der sich wohl zeitweise in Großhelmsdorf niedergelassen hat. Die Überlieferung, Johann Christoph Dinger habe die Orgel gebaut, wurde wohl aus einer Festschrift entnommen, die in einem nicht näher spezifizierten Schriftstück im Turmknopf fußt und in der Festschrift zur 275 Jahrfeier von 2015 benannt ist. Zu den zwischenzeitlichen Veränderungen sind die Umhängung der Trakturen um einen Ganzton sowie der Anschluss eines Windversorgers an einen der Bälge zu nennen. Verstimmungen und Intonationsschwächen, die dem Verschleiß und der Verschmutzung geschuldet sind, beeinträchtigen die Spielbarkeit. Die grundlegenden Instandsetzungsarbeiten fördert das das TLDA mit 7.500 € und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 7.500 €.
Zöllnitz (SHK), ev. Kirche, Gerhardt-Orgel
Die Orgel befindet sich auf der Westempore der Kirche. Ein fünfachsiger Gehäuseprospekt barocken Stils umschließt einen Klangkörper mit 13 klingenden Registern auf Schleifladen für ein Manual und Pedal. In den Zwischenfeldern des Prospekts stehen Zinn-, im Mittelturm und in den Flanken Zinkpfeifen. Das Instrument gilt als ein Werk des Justin Ehrenfried Gerhard von 1746. Signifikante Kennzeichen sprechen für den Erbauer, wenngleich die ursprüngliche Gestalt, die Provenienz und der Werdegang noch nicht abschließend aufgearbeitet wurden. Das Instrument ist von erheblichem Verschleiß und Verschmutzungen gezeichnet. Aufgrund des eindeutigen Schadensbildes werden grundhafte und nachhaltige Restaurierungsmaßnahmen am Bestand durchgeführt, die dem langfristigen Erhalt und der Wiederherstellung der Spielbarkeit dienen.
Das TLDA fördert das Vorhaben mit 10.000 € und die Sparkassen-Kulturstiftung HessenThüringen mit weiteren 6.000 €.