Thüringen will seine Kompetenzen in der Wasserstoffforschung in den kommenden Jahren kräftig ausbauen. Ein Baustein dieser Strategie ist das neue HySON-Institut für Angewandte Wasserstoffforschung in Sonneberg, an dessen Direktor Dr. Ulrich Palzer Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee heute einen Förderbescheid über gut drei Millionen Euro übergeben hat. Die Mittel fließen in die Durchführung von drei Forschungsprojekten sowie die Anschaffung von Laborgeräten und technischen Ausstattungen. „Wasserstoff wird eine zentrale Rolle im Energiesystem der Zukunft spielen“, sagte Tiefensee. Bis dahin seien allerdings noch erhebliche wissenschaftliche und technologische Vorarbeiten zu leisten – insbesondere um die Erzeugung und den Einsatz von Wasserstoff wirtschaftlich zu machen. „Mit dem Institut wollen wir die derzeit noch bestehende Lücke zwischen Erforschung und Anwendung der Wasserstofftechnologien schließen“, so der Minister.
Das HySON-Institut war im Februar 2021 mit einem Gründungsteam von sieben Wissenschaftlern und Ingenieuren in der Sonneberger Niederlassung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen offiziell gestartet. „Wir unterstützen den Ausbau regionaler Wasserstoffaktivitäten vollumfänglich. Der Transfer produktreifer Wasserstoffforschungsergebnisse in die regionale Wirtschaft bringt Wachstum, schafft Arbeitsplätze und steigert die Attraktivität des Wirtschafts- und Lebensraumes Südthüringen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Pieterwas. Dabei knüpft die neue Forschungseinrichtung an bestehende Aktivitäten u.a. des BMBF-geförderten regionalen Wasserstoff-Bündnisses „H2Well“ und des „localhy“-Verbunds an, einem Zusammenschluss von Wasserstoff-Akteuren aus Wirtschaft und Wissenschaft im Raum Sonneberg. Als eine von nunmehr zehn Thüringer wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen steht das Institut künftig Wirtschaft und Kommunen im Freistaat als Transferpartner für Wasserstofftechnologien zur Seite. „Damit wollen wir in diesem Bereich schnell von der Forschung zu marktfähigen und anwendungsfähigen Produkten kommen“, betonte Tiefensee. Übergeordnetes Ziel sei es, Südthüringen zu einer „Wasserstoffregion“ zu entwickeln und neue Wertschöpfungspotentiale für die Unternehmen zu erschließen. „Aus dem Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft werden sich auch für Thüringen neue wirtschaftliche Chancen ergeben.“
Mit der heute übergebenen Förderung finanziert das Wirtschaftsministerium gleich drei Projekte in der Wasserstoffforschung. Dabei geht es um Beschichtungsverfahren für Erdgasleitungen, um sie für den Wasserstofftransport zu befähigen; um die Nutzung von Elektrolysenebenprodukten (wie z.B. Sauerstoff) in der Medizin; und um neue Reinigungsverfahren für Wasserstoff-Produkte vor dem Brennstoffzellen-Einsatz. Darüber hinaus sollen mehrere Industrieprojekte umgesetzt werden, für die das Land einen Teil der notwendigen Geräte fördert. „Die Unternehmens- und Forschungsstrukturen in Thüringen bieten gute Anknüpfungspunkte, um eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft im Land aufzubauen“, betonte der Wirtschaftsminister. Neben Sonneberg investiere das Wirtschaftsministerium deshalb auch in neue Forschungskapazitäten am Erfurter Kreuz.